„der untergang der titanic"
raubt, was man euch geraubt hat, nehmt endlich, was euch gehört, rief er, frierend, die Jacke war ihm zu klein, sein haar züngelte unter den kränen, er rief: ich bin einer von euch, worauf wartet ihr noch? Jetzt ist es zeit, reißt die barrieren ein, schmeißt das geschmeiß ins wasser mitsamt seinen koffern, hunden, lakein, die frauen auch und sogar die kinder, mit gewalt, mit messern und bloßen händen! und er zeigte ihnen das messer und er zeigte ihnen die bloße hand
aber die leute vom zwischendeck, auswanderer waren es, standen da in der dunkelheit, nahmen ruhig ihre mützen ab und hörten ihm zu.
wann wollt ihr endlich rache nehmen, wenn ihr euch jetzt nicht rührt? oder könnt ihr kein blut sehn, außer dem eurer kinder, und eurem eigenen? und er zerkratze sich das gesicht und zerschnitt sich die hände
und er zeigte ihnen sein blut.
aber die leute vom zwischendeck hörten ihm zu und schwiegen. nicht, weil er kein litauisch sprach (er sprach kein litauisch)
nicht weil sie betrunken gewesen wären (ihre altertümlichen Flaschen, eingewickelt in grobe tücher
waren schon lange leergetrunken nicht weil sie kein hunger hatten (hunger hatten sie auch):
das alles war es nicht. Es war nicht so leicht zu erklären. sie verstanden wohl, was er sagte,
- aber sie verstanden ihn nicht seine worte waren nicht ihre worte
sie waren von anderen ängsten zerfressen als er, und von anderen hoffnungen.
sie standen geduldig da
mit ihren felleisen, ihren rosenkränzen, ihren rachitischen kindern an den barrieren, sie machten platz,
sie hörten ihm zu, respektvoll,
und warteten, bis sie ertrunken waren.
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Erschienen in arranca! #3
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