Moin, moin

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Mal wieder viel zu spät, viel zu dick und dann auch noch im Doppelpack mit der Sondernummer ZAG /Arranca präsentiert sich diese Nr.8, die ausnahmsweise eine DM mehr kostet als sonst. Wir hoffen, daß sie Euch dafür umso mehr gefällt, lange ge­nug dran gearbeitet haben wir ja.

Den Gedanken, einen Schwerpunkt zum Thema „Sex" zu machen, tragen wir schon länger mit uns herum. Am Anfang stand bei uns die Frage, warum wir über Lust und sexuelle Phantasien, die nun wirklich keine kleine Rolle in unserem Le­ben spielen, so wenig reden. Wenn es in der radikalen Linken um „Sexualität" geht (wo fängt sie an, wo hört sie auf), dann meistens im Zusammenhang mit dem „Verbotenen", von dem wir uns abgrenzen wollen: Pornographie, Prostitution, Pädo­philie, Vergewaltigung (wobei Vergewalti­gung mit Sexualität herzlich wenig zu tun hat).

Wir finden solche Diskussionen, wie sie in den autonomen und linksradikalen Publikationen ausführlich geführt werden, zwar notwendig, aber die Gewichtung erscheint uns trotzdem seltsam. Wer die Debatten verfolgt, kann den Eindruck gewinnen, der radikalen Linken gehe es vor al­lem um die Durchsetzung moralischer Tabus und nicht etwa um ein lustvolles, sexuelles Leben. Ihr wißt, was wir meinen? Als unsere Debatte dann losging, sind wir schnell zu dem Problem gekommen, daß wir zwar einerseits bestehende Tabus hin­terfragen, aber andererseits eben auch kei­nen Tabubruch um des Tabubruchs willen wollten. Gefetzt haben wir uns lange an dem Artikel der „Nummer 10 "zu sexuellen Phantasien, Pornographie und Zensur, der Machtphantasien in der Sexualität unter anderem mit frühkindlichen Erfahrungen zu erklären versucht. Den meisten von uns war das zu psychoanalytisch; patriarchale und kapitalistische Machtverhältnisse wur­den ausgeklammert. Darüber waren die Meinungen (zum ersten Mal sei langem) in der Redaktion so konträr, daß eine Auseinandersetzung kaum noch möglich war. Trotz oder wegen der Widersprüche hat dieser Schwerpunkt uns einiges ermög­licht: nebenher gab es mit FreundInnen ei­nige nette Gespräche über Sex, manche von uns haben für sich vielleicht einiges in Frage gestellt, aber das wichtigste ist sicher­lich, daß wir noch in keiner Nummer eine so intensive Auseinandersetzung mit femi­nistischen Texten hatten, wie in dieser Nummer 8.

In diesem Sinne kommen wir zwar zu kei­nem abschließenden Urteil, aber wir hal­ten es mit der spanischsprachigen Femini­stin Cristina Garaizabal (siehe ihr Inter­view in diesem Heft) „Radikal für die Lust - unnachgiebig gegen Gewalt" (als Unterdrückungsverhältnis).

Ebenfalls großen Raum nimmt in dieser Nummer der Kampf der baskischen Lin­ken ein: es gibt einiges zum Hungerstreik der 600 ETA-Gefangenen, zum Abschiebeverfahren gegen den in Berlin einsitzen­den Benjamin Ramos Vega, zum Sommer­camp der Jugendorganisation Jarrai, eine Fotoreportage (schönen Dank!!!) und ein Interview. Der Konflikt im Baskenland hat sich in den letzten Monaten deutlich ver­schärft, wir glauben, daß es da angebracht ist, etwas zu den Ereignissen zu bringen.

Vielleicht wundert Ihr Euch zuguter­letzt auch noch über das parallele Erschei­nen der Gemeinschaftsnummer mit der ZAG. Dieses Projekt ist aus der Zusam­menarbeit der FelS - Antifa mit der Antiras­sistischen Initiative gegen die Kriminalisie­rung und Abschiebung vietnamesischer Vertragsarbeiterinnen entstanden. Wir schicken Euch beide Hefte zeitgleich.

Ja, und schließlich geht an Euch natür­lich noch einmal der ewige Aufruf, nicht nur Texte zu lesen, sondern Euch auf der Straße einzumischen. No justice, no peace! In vielen Städten sind Bündnisse gegen die Sozialkürzungen entstanden, in Berlin gab es im Dezember und Januar zwei große Demonstrationen mit 10000 Leuten unter dem Motto „Gegen Sozialkürzungen und Ausgrenzung". Wir meinen: Frankreich vorn! Die elendige neoliberale Kürzungs­orgie, den Rassismus, den patriarchalen Rollback können wir stoppen. Bringen wir den sozialen und antirassistischen Wider­stand auf die Straße!

 

So long,

 Eure Red.

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Erschienen in arranca! #8