Bewegung

arranca! #47: Konstitution und Ausdauer. Bewegungen, konstituierende Macht und der Tag danach.

Editorial

«Denkt daran, Karnevale sind billig zu haben. Was zählt, ist der Tag danach, wenn wir alle in unseren Alltag zurückkehren. Wird sich dann etwas verändert haben?» Am 9. Oktober 2011 stellte der slowenische Theoretiker Slavoj Žižek den protestierenden Aktivist_innen im New Yorker Zucotti Park diese zentrale Frage, die den Kern konstituierender Macht berührt. Er spricht damit ein zentrales Problem sozialer Bewegungen an: die Neutralisierung der Bewegungen durch ihre Einbindung in die feste soziale Struktur des bürgerlichen Kapitalismus – die Neutralisierung der konstituierenden Macht durch die konstituierte Macht.

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RE:GENERATION

Soziale Bewegungen jenseits von Partei und Subkultur

Seit dem ökonomischen Crash von 2007/2008 leben wir in einem seltsamen Zwischenstadium. Die Ideologie des Neoliberalismus, die die Welt seit 30 Jahren dominiert hat, ist erschüttert. Die Krise hat damit die Welt in einen Schwebezustand versetzt. Einerseits hat sich die Ansicht, dass die neoliberale Globalisierung die Probleme der Menschheit lösen könnte, in Luft aufgelöst: Der Neoliberalismus ist bloßgestellt als Selbstbedienungsladen, der den sozialen Reichtum in die Hände weniger verteilt. Weit davon entfernt ein modernes Projekt zu sein, das den sozialen Fortschritt vorantreibt, ist der Neoliberalismus als dekadentes Projekt entlarvt – das, vielleicht von vornherein zum Scheitern verurteilt, nicht mehr als eine Konsequenz der ungelösten Krise der 1970er Jahre ist.

Erschienen in arranca! #45

Venezuela: Die konstituierende Macht in Bewegung

10 Jahre Bolivarianischer Prozess an der Regierung

In den letzten Jahrzehnten hat vor allem die Frage nach der Übernahme der (Staats-)Macht für Kontroversen innerhalb der Linken gesorgt. Ob der Staat übernommen wird, bis zu einem bestimmten Punkt mit staatlichen Institutionen zusammengearbeitet werden solle oder doch lieber jede Kooperation vermieden werden müsse, war ein zentraler Streitpunkt. Die Wahl verschiedener linker Regierungen in Lateinamerika, vor allem die Fälle Venezuelas und Boliviens, spielen eine zentrale Rolle. Mit der Wahl von Hugo Chávez zum Präsidenten Venezuelas und seiner Amtsübernahme Anfang 1999 begann ein Prozess wirksamer und auf eine sehr breite linke Bewegung gründender sozialer Transformationen, der die Linke zwingt, bestimmte tradierte Konzepte neu zu denken.

Erschienen in arranca! #41

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