Intersexualität

Queer-feministische Politik und Inter*-Bewegung

Neuentdeckung eines unbekannten Kontinents?

Trotz weltweit vehementer Proteste gibt es auch in Deutschland weiterhin viele Kliniken, die geschlechtsverändernde bzw. kosmetische Genitaloperationen und Sexualhormonbehandlungen an intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen durchführen – ohne deren Zustimmung oder auf der Grundlage manipulativer Informationen (etwa, dass die Gonaden wegen eines Krebsrisikos beseitigt werden müssten). In den letzten Jahren bekunden immer mehr queer-feministische Zusammenhänge ihre Solidarität mit den Forderungen von Inter*-Organisationen – endlich, so ist zu hoffen, ist der Stein ins Rollen gekommen und die Proteste gegen die menschenrechtsverletzende Praxis der Medizin weiten sich aus. Leider zeichnen sich aber die solidarischen Aktivitäten nicht selten durch politische Naivität aus.

Erschienen in arranca! #44

Es waren zwei Königskinder

Intersexualität und Queer-Politiken: Grenzen und Möglichkeiten der geschwisterlichen Zusammenarbeit

Wenn es um queere Politiken geht, dreht es sich um Lesben, um Schwule, um Trans*-, manchmal sogar um Polyamorie, es geht um die Kritik an zweigeschlechtlicher Norm und deren sexuelle Zwänge. Queer ist wild, aufmüpfig und vielseitig und muss als Kritik am hegemonialen Identitätskonzept insgesamt verstanden werden. Gudrun Perko bezeichnet dieses Verständnis von Queer als plural-queeren Ansatz. Folge ich diesem Ansatz, sind Geschlechterkonstruktionen flüssig, veränderbar – deshalb werden in diesem Artikel Geschlechtsbezeichnungen in Anführungszeichen gesetzt. Dem Ansatz zu folgen bedeutet meines Erachtens außerdem, sich Gedanken zu machen, wie die Auseinandersetzung mit spezifisch ‚intersexuellen‘ Forderungen aussehen könnte, ohne in die Falle der Vereinnahmung zu tappen: ‚Intersex‘-Personen können für plural-queere Politiken eine willkommene Blaupause sein, um der biologischen Zweigeschlechtlichkeit als Machtkonzept ein Schnippchen zu schlagen. Die Forderungen der ‚Intersex‘-Aktivist_innen sind da jedoch häufig anders gelagert.

Erschienen in arranca! #43

arranca! #43: Bodycheck und linker Haken

Editorial

Am Ende kam es anders als erwartet. Körper sind permanent Bewertungen und Normierungen ausgesetzt, sind Sammelbecken von Klassen- und Geschlechtssozialisation und von Rassifizierungsprozessen. Körper sind aber auch Orte des Widerstands – so hatten wir im Call for Papers Körperperspektiven geschrieben. Wir haben natürlich nicht wirklich geglaubt, die progressive Körperpraxis geliefert zu bekommen (wenn auch in naiv-stillen Momenten ganz heimlich darauf gehofft) und den Leser_innen damit klare Wege aus allen Dilemmata präsentieren zu können. Bemerkenswert ist aber doch, dass von den (überraschend) vielen und (wie gewohnt) interessanten Artikelvorschlägen sich die meisten auf einen Körper als beschränkende, begrenzende und aus-grenzende Instanz beziehen. Zu den Potentialen und Ressourcen des Körpers, zu Widerstandsmöglichkeiten durch den Körper – kaum ein Wort.

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"Was hätten Sie denn gerne, einen Jungen oder ein Mädchen?"

Wie durch Zwangszuweisungen geschlechtliche Uneindeutigkeit zerstört wird

Wer geht nicht wie selbstverständlich davon aus, daß nur zwei biologische Geschlechter existieren: Mann und Frau. Dementsprechend ordnen wir auch alle uns tagtäglich umgebenden Menschen in eine dieser Kategorien ein, ohne uns die Frage nach der Existenz vielleicht vieler Geschlechter zu stellen oder gar eine Einteilung an sich in Frage zu stellen. Durch diese Sichtweise werden die Menschen ausgeschlossen, die mit nichteindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren werden.

Erschienen in arranca! #14

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