Am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg steht seit Mai 2012 eine kleine Holzhütte, die das Stadtbild verändert hat. Seitdem die Mieter_innengemeinschaft Kotti & Co ihrem Protest gegen die Politik im sozialen Wohnungsbau einen permanenten und allem voran öffentlichen Ort gegeben hat, trifft sich hier die direkte und erweiterte Nachbarschaft zum Diskutieren, Tee trinken, Reden, Filme schauen und vielem mehr. Mit dem Gecekondu (türkische Bezeichnung für eine informelle Siedlung) ist so nicht nur ein neuer politischer Raum entstanden, an dem zuvor individuell wahrgenommene Probleme als gemeinsame verstanden und bearbeitet wurden. Als die Miete stieg, waren immer mehr der Alt-Eingesessenen lautlos weggezogen. Nun wurde der „politische Wille“ für die Festlegung einer Mietobergrenze eingeklagt. Gleichzeitig öffnete sich mit dem Gecekondu auch ein sozialer Raum, der die Begegnung unterschiedlicher Menschen und Erfahrungen befördert, die gewöhnlich durch eine Vielzahl an sozialen Spaltungen getrennt bleiben. Was wir an Kotti & Co – im Bewusstsein der unzähligen Hürden und Widersprüche – spannend finden, ist die Artikulation und Politisierung bestimmter Bedürfnisse, die hier stattgefunden hat. Sie ermöglichen die Verschränkung der beiden Dimensionen – der politischen und der sozialen – nicht nur, sondern wurden auch durch sie ermöglicht. Denn jene Bedürfnisse, die wir hier meinen, sind Teil eines Aushandlungsprozesses, der die Anerkennung verschiedener gesellschaftlich zugewiesener Positionen umfasst und daher im eigentlichen Sinn solidarisch ist. Und diesen Prozess sehen wir durch den Aufbau von Vertrauensbeziehungen gestärkt.