Lange galten die Universitäten als linke Hochburgen und Studierende grundsätzlich als links. Das ist heute anders: Linke Wissenschaftler*innen wurden weitgehend aus dem akademischen Apparat verdrängt, und politisches Bewusstsein und linke Einstellungen unter Studierenden sowie die Bereitschaft zum Engagement haben stark abgenommen. Die Schwäche linker Politik an den Universitäten steht im Gegensatz zu deren zunehmender Bedeutung: Die Studierendenzahl ist sowohl absolut (von 1,8 Mio. im Jahr 2000 auf 2,8 Mio. im Jahr 2015) als auch relativ enorm gestiegen. Der Anteil der Studierenden innerhalb eines Jahrgangs stieg von 33,3 Prozent (2000) auf 58 Prozent (2015). Die Studierenden sind viel weniger die Elite von morgen. Ihr wachsender Anteil an den Lohnabhängigen und die zunehmende Prekarisierung zeigen eine Proletarisierung der Akademiker*innen auf – und andersherum eine Akademisierung des Proletariats.