Körper

Mein Körper - mein veganer Tempel

Eine feministische Betrachtung möglicher Risiken und Nebenwirkungen veganer Ernährung

Wenn wir über politische Praxen sprechen macht es Sinn, nicht nur danach zu fragen, ob mit einer bestimmten Praxis das angestrebte Ziel erreicht werden kann, sondern auch, was nebenbei noch passiert, wenn wir uns diese Praxis zu eigen machen. In einer Militanzdebatte müssen wir nicht nur darüber sprechen, ob es den Staat schwächt, wenn Mülleimer brennen: wir müssen auch darüber nachdenken, wie sich Klandestinität auf Gruppenstrukturen und Geschlechterrollen auswirkt. Genauso sollten wir auch bei Veganismus über mögliche Nebeneffekte sprechen – zum Beispiel darüber, was vegane Ernährung für den Umgang mit Essen und mit Essstörungen für Frauen* bedeuten kann.

Erschienen in arranca! #43

Remember what's forbidden

Gesellschaftliche Kämpfe um Abtreibung

„Abtreibungen sind doch legal, das kann doch Jede machen – wieso soll das überhaupt noch ein Thema für die Linke sein?“ – so lautet eine recht häufige Reaktion auf feministische Interventionen, die Abtreibung zum Thema haben. Daran zeigen sich zwei Aspekte, die eine Beschäftigung mit der Praxis von Schwangerschaftsabbrüchen für linke Feminist_innen erforderlich machen: Erstens wissen erstaunlich wenige Menschen Bescheid darüber, dass es in der BRD kein Recht auf Abtreibung gibt und was es praktisch bedeutet, eine Abtreibung haben zu wollen. Zweitens ist ein Schwangerschaftsabbruch immer noch ein Tabu. Zwar finden die meisten Linken wohl, das Abtreibungen zugänglich sein sollten, aber die genauen Umstände sollen bitte Privatsache der ungewollt schwanger Gewordenen bleiben. Dahinter steht die oft unausgesprochene Haltung, dass Abtreibung etwas moralisch Verwerfliches sei.

Erschienen in arranca! #43

Editorial

Am Ende kam es anders als erwartet. Körper sind permanent Bewertungen und Normierungen ausgesetzt, sind Sammelbecken von Klassen- und Geschlechtssozialisation und von Rassifizierungsprozessen. Körper sind aber auch Orte des Widerstands – so hatten wir im Call for Papers Körperperspektiven geschrieben. Wir haben natürlich nicht wirklich geglaubt, die progressive Körperpraxis geliefert zu bekommen (wenn auch in naiv-stillen Momenten ganz heimlich darauf gehofft) und den Leser_innen damit klare Wege aus allen Dilemmata präsentieren zu können. Bemerkenswert ist aber doch, dass von den (überraschend) vielen und (wie gewohnt) interessanten Artikelvorschlägen sich die meisten auf einen Körper als beschränkende, begrenzende und aus-grenzende Instanz beziehen. Zu den Potentialen und Ressourcen des Körpers, zu Widerstandsmöglichkeiten durch den Körper – kaum ein Wort.

Erschienen in arranca! #43

arranca! #43: Bodycheck und linker Haken

Editorial

Am Ende kam es anders als erwartet. Körper sind permanent Bewertungen und Normierungen ausgesetzt, sind Sammelbecken von Klassen- und Geschlechtssozialisation und von Rassifizierungsprozessen. Körper sind aber auch Orte des Widerstands – so hatten wir im Call for Papers Körperperspektiven geschrieben. Wir haben natürlich nicht wirklich geglaubt, die progressive Körperpraxis geliefert zu bekommen (wenn auch in naiv-stillen Momenten ganz heimlich darauf gehofft) und den Leser_innen damit klare Wege aus allen Dilemmata präsentieren zu können. Bemerkenswert ist aber doch, dass von den (überraschend) vielen und (wie gewohnt) interessanten Artikelvorschlägen sich die meisten auf einen Körper als beschränkende, begrenzende und aus-grenzende Instanz beziehen. Zu den Potentialen und Ressourcen des Körpers, zu Widerstandsmöglichkeiten durch den Körper – kaum ein Wort.

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Lärnen leicht gemacht?

Was passiert auf physiologischer oder biochemischer Ebene beim Lernen?

Gibt es Verstärker oder umgekehrt Bedingungen, die ein Lernen fast unmöglich machen? Wenn ja , können wir diese beeinflussen oder stoßen wir zwangsläufig und automatisch auf unsere „natürlichen Grenzen"? Solche Fragen stellte ich mir zu Beginn: Nach dem Einarbei-ten in das Thema ergaben sich jedoch zwei Schwierigkeiten:

Erschienen in arranca! #1

Befreiung der Körper

Zu Antonio Negris Neubestimmung des Revolutionären Subjekts

„Wenn mehrere Körper, von derselben Grösse oder auch von verschiedener Grösse, von anderen Körpern so zusammengedrängt werden, dass sie aneinanderliegen, oder wenn sie, mit demselben Grad oder auch mit verschiedenen Graden von Geschwindigkeit, sich so bewegen, dass sie ihre Bewegungen nach einer bestimmten Regel untereinander verknüpfen, dann wollen wir sagen, dass diese Körper miteinander vereinigt sind und dass sie alle zusammen einen einzigen Körper oder ein Individuum bilden, das sich von den anderen durch die beschriebene Vereinigung der Körper unterscheidet.“ – Baruch Spinoza

Erschienen in arranca! #33

Was ihr von mir wollt, das kotzt mich an

Bulimie als weibliche Überlebensstrategie - eine Gratwanderung zwischen Verweigerung und Anpassung

Seit Mitte der 80er Jahre boomt in den westlichen Industriemetropolen die Essstörung Bulimie, die davor weder ein gesellschaftliches noch in fachpsychologischen Diskussionen ein nennenswertes Thema gewesen war. Die Betroffenen sind zum großen Teil Frauen und ihre Anzahl steigt mit zunehmender Tendenz. Diese Form des gestörten Essverhaltens steht im Kontext sich verändernder Leitbilder und Anforderungen an Frauen. Sie ist eine mögliche Überlebensstrategie gegen Normierungsdruck und struktureller (sexualisierter) Gewalt und sollte Konsequenzen für linke Politik haben.

Erschienen in arranca! #26

"Was hätten Sie denn gerne, einen Jungen oder ein Mädchen?"

Wie durch Zwangszuweisungen geschlechtliche Uneindeutigkeit zerstört wird

Wer geht nicht wie selbstverständlich davon aus, daß nur zwei biologische Geschlechter existieren: Mann und Frau. Dementsprechend ordnen wir auch alle uns tagtäglich umgebenden Menschen in eine dieser Kategorien ein, ohne uns die Frage nach der Existenz vielleicht vieler Geschlechter zu stellen oder gar eine Einteilung an sich in Frage zu stellen. Durch diese Sichtweise werden die Menschen ausgeschlossen, die mit nichteindeutigen Geschlechtsmerkmalen geboren werden.

Erschienen in arranca! #14

Move Your Body

Zur bewegungslosen Vergewaltigungsdebatte in der Linken

Unendliche Variationen der so genannten Vergewaltigungsdebatte haben in den verschiedensten linken und linksradikalen Zusammenhängen und Organisationen während der gesamten 1990er Jahre immer wieder eine zentrale und zugleich dramatische Rolle gespielt. Entlang der meist aufreibenden, erhitzten und für alle Seiten unbefriedigenden Auseinandersetzung zum Thema sexuelle Gewalt spalteten sich ganze Gruppen, entzweiten sich befreundete GenossInnen, entstanden neue (unüberbrückbar scheinende) Fraktionierungen, politisierten sich die einen, während sich andere »aus der Politik« zurückzogen. Würde man jedoch eine Umfrage zum Thema durchführen, welches die prägenden Debatten innerhalb der radikalen Linken in den vergangenen zehn Jahren waren, kaum jemand würde die Vergewaltigungsdebatte nennen.

Erschienen in arranca! #21

Colectivo Situaciones

Militante Untersuchung unter Einsatz des Körpers

In Argentinien vervielfältigten sich während der 1990er Jahre die Kämpfe für Gerechtigkeit und Würde. Diese Kämpfe, die nach dem Aufstand von 2001/2002 sichtbarer wurden, bestärkten den Widerstand gegenüber der neoliberalen Verkürzung aller Lebensaspekte auf ökonomische Zwecke und gegenüber der offensichtlichen Leere der parlamentarischen Demokratie. Zu den vielen in diese Kämpfe involvierten Bewegungen und Gruppen gehören Erwerbslose, FabrikbesetzerInnen, Menschenrechtsgruppen, öffentliche Stadtteilversammlungen sowie alternative Gesundheits-, Bildungs-, und Kunstprojekte. Viele dieser Initiativen lehnten traditionelle linke Praktiken ab, da diese lokales widerständiges Wissen abwerteten und es einem strategischen Kalkül unterordneten. Sie unterstrichen, dass Intellektuelle sich nicht mehr anmaßen können, das innerhalb der Bewegungen fehlende Bewusstsein zu sein. So erzwangen sie eine Anerkennung der situativ-kreativen Kräfte der sozialen Auseinandersetzung und Kämpfe.

Erschienen in arranca! #39

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