Operaismus

Die Krise des Marxismus in Italien, Teil II

Zur Entwicklung und Anwendung Militanter Untersuchungen

Die Theorieströmung des Operaismus entwickelte sich als Antwort auf die Krise der italienischen Arbeiterbewegung in den 1950er und -60er Jahren. Die Mit-Untersuchung con-ricerca spielte bei ihrer theoretischen und politisch-praktischen Erneue­rung eine zentrale Rolle, obwohl sie von Anfang an weit davon entfernt war, eine kohärente Methode zu sein. Diese konzeptionelle Uneindeutigkeit ist bis heute in den Debatten über Militante Untersuchungen präsent. Das Konzept und die operaistische Praxis eingreifender Untersuchungen bilden den Schwerpunkt dieses zweiten Teils.1

Erschienen in arranca! #47

Die Krise des Marxismus in Italien

Zur Entstehung des Operaismus

Konzepte eingreifender Untersuchungen1 stoßen derzeit wieder
auf ein gesteigertes Interesse. Wieso ist das so?
Um die wiederkehrende Aktualität besser zu verstehen, lohnt es
sich, einen Blick auf ihre historischen Entstehungsbedingungen
zu werfen.

Erschienen in arranca! #46

arranca! #46: re:re:fwd: Internationalismus

Editorial

Hamburg, 1. Mai 1975 – aus der 1. Mai-Demonstration der Gewerkschaften heraus löst sich eine von internationalistischen Inhalten bestimmte Demonstration mit 6.000 Teilnehmer_innen. Die Redner_innen der Kundgebung werden immer wieder von frenetischem Beifall unterbrochen, insbesondere jene aus dem Ausland. Wieder und wieder wird »Hoch die internationale Solidarität« und Parolen auf Spanisch und Portugiesisch angestimmt. Im Anschluss werden auf einer antiimperialistischen Feierlichkeit in den Hamburger Messehallen mit rund viereinhalb Tausend Teilnehmer_innen fast 30.000 DM für den Vietcong gesammelt.

Kairo, 11. Februar 2011 – mehr als 30 Jahre später zwingen durch die Jasminrevolution in Tunesien angefachte Massenproteste den ägyptischen Präsidenten Muhammad Husni Mubarak zum Rücktritt. Inspiriert von den Protesten in Tunesien und Ägypten entstehen in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas Protestbewegungen gegen die politische und soziale Situation.

Unter dem Eindruck dieser Protestbewegungen kommt es auch in Südeuropa und Nordamerika zu gewaltigen Protesten gegen die »undemokratische « Politik der dortigen Regierungen und ihre neoliberalen Sparprogramme – der Hegemonieanspruch des neoliberalen Kapitalismus muss teilweise erhebliche Einbußen hinnehmen. Bemerkenswert sind hierbei vor allem die zahlreichen Gemeinsamkeiten im Ausdruck der unterschiedlichen Kämpfe. In Deutschland bleiben diese Proteste eher verhalten.

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Befreiung der Körper

Zu Antonio Negris Neubestimmung des Revolutionären Subjekts

„Wenn mehrere Körper, von derselben Grösse oder auch von verschiedener Grösse, von anderen Körpern so zusammengedrängt werden, dass sie aneinanderliegen, oder wenn sie, mit demselben Grad oder auch mit verschiedenen Graden von Geschwindigkeit, sich so bewegen, dass sie ihre Bewegungen nach einer bestimmten Regel untereinander verknüpfen, dann wollen wir sagen, dass diese Körper miteinander vereinigt sind und dass sie alle zusammen einen einzigen Körper oder ein Individuum bilden, das sich von den anderen durch die beschriebene Vereinigung der Körper unterscheidet.“ – Baruch Spinoza

Erschienen in arranca! #33

Das Versprechen des Politischen

20. Juli. Genua. Zweiter Tag der Demonstrationen. Gegen Mittag machen sich vom Leichtathletikstadion Carlini über 15.000 AktivistInnen aus Süd- und Westeuropa zum Training mit den Tute Bianche auf. Ein kurzer Rundlauf biopolitischer AktivistInnen, der eine Stunde später von einem CS-Gas-Bombardement der Polizei gestoppt werden wird. Zehn, zwanzig Meter steht alles in weißem Nebel. Biopolitischer Gegenangriff. Dahinter Panzerwagen. Wer keine Gasmaske auf hat, stürmt zurück. Zurück? Da ist nichts. Keine Seitenstraße. Keine Grünfläche. Kein Platz. Links meterhoher Bahndamm. Rechts Hauswand an Hauswand. Dazwischen die zähe Größe von Tausenden DemonstrantInnen. Tute Bianche im Training kurz vor der Massenpanik.

Erschienen in arranca! #23

Sozialistischer Gebrauch des Arbeiterfragebogens

Dieser Text ist die schriftliche Übertragung des auf Band aufgenommenen Diskussionsbeitrags von Raniero Panzieri auf einem in Turin im September 1964 veranstalteten Seminar mit dem Thema ArbeiterInnenbefragung.

Erschienen in arranca! #39

Die Entdeckung des Eigensinns

Anmerkungen zur Geschichte der Militanten Untersuchung

In den langen 1950er Jahren wurde in vielen westeuropäischen Ländern eine alte Marx‘sche Vorhersage zur Realität: Der Anteil der Lohnarbeiter_innen an den Arbeitenden stieg auf einen historischen Höhepunkt, die große Mehrheit lebte vom Verkauf der eigenen Arbeitskraft. Doch der Proletarisierung folgte keine Politisierung im Sinne der traditionellen Parteien und Gewerkschaften, die aus der Zweiten und Dritten Internationale hervorgegangen waren. Überall schien die Arbeiterklasse sich mehr für die neuen Konsummöglichkeiten und das individuelle Fortkommen zu interessieren als für die Revolution. Immer deutlicher wurde, wie die Hoffnung auf die Fabrik als ‚Organisatorin der Massen’ sich nicht erfüllen würde. Die Rebellion, die am Ende des Jahrzehnts auch die Fabriken und Büros ergriff, war vielmehr ein Aufstand gegen die Arbeit einschließlich ihrer stark entfremdeten und hierarchischen Organisationen.

Erschienen in arranca! #39

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