Soziale Kämpfe

arranca! #45: Eurokrise

Das verzögerte Ableben des Neoliberalismus

In dieser Ausgabe der arranca! beschäftigen wir uns mit dem Thema Europa in der Krise. Warum liegt auf der Hand: „Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster." (Antonio Gramsci). Angesichts der aktuellen Krise wird deutlich, wie viele Fragezeichen und Ungereimtheiten wir bezüglich der politischen und ökonomischen Prozesse in Europa haben, und das obwohl europäische Staatlichkeit – nicht nur in der Krise, sondern auch in ihrem Normalbetrieb – unseren Alltag und unsere politischen Kämpfe stark beeinflusst. Die derzeitige Sprachlosigkeit ist ein Resultat jahrzehntelangen Schweigens der radikalen Linken zum Thema Europa. Vieles ist ungeklärt. Lässt sich europäische Staatlichkeit als eine materielle Verdichtung sozialer Kräfteverhältnisse fassen, ähnlich dem Nationalstaat, aber dennoch nicht identisch mit diesem? Wie funktioniert staatliche Herrschaft in einem Staatenverbund wie der EU und inwieweit ist diese umkämpft? Was folgt auf die derzeitige Etappe der Krise? Fragen, die wir dringend klären sollten. Die Eurokrise zeigt: Emanzipatorische Kämpfe müssen sich auch auf dem Terrain der EU auskennen, wenn sie erfolgreich sein wollen.

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arranca! #47: Konstitution und Ausdauer. Bewegungen, konstituierende Macht und der Tag danach.

Editorial

«Denkt daran, Karnevale sind billig zu haben. Was zählt, ist der Tag danach, wenn wir alle in unseren Alltag zurückkehren. Wird sich dann etwas verändert haben?» Am 9. Oktober 2011 stellte der slowenische Theoretiker Slavoj Žižek den protestierenden Aktivist_innen im New Yorker Zucotti Park diese zentrale Frage, die den Kern konstituierender Macht berührt. Er spricht damit ein zentrales Problem sozialer Bewegungen an: die Neutralisierung der Bewegungen durch ihre Einbindung in die feste soziale Struktur des bürgerlichen Kapitalismus – die Neutralisierung der konstituierenden Macht durch die konstituierte Macht.

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V de Vivienda und die anonyme Mail

Am Anfang stand eine anonyme Mail, die im Frühjahr 2006 durch das Internet zirkulierte. Über E-Mail-Listen, Blogs, Foren, SMS und soziale Netzwerke breitete sich die Forderung nach würdigem Wohnraum aus. In den folgenden Wochen beteiligten sich tausende Jugendliche an Sit-ins in spanischen Großstädten. Die Bewegung V de Vivienda entstand. Das erste Sit-in fand im Mai 2006 auf der Puerta del Sol in Madrid statt, es folgten Versammlungen in Barcelona, Zaragoza, Sevilla, Cordoba, Bilbao, Granada, Murcia und Logrono. Einen Monat lang versammelten sich jeden Sonntag Jugendliche auf öffentlichen Plätzen. Schilder mit selbst geschriebenen Sprüchen wie „Hypothek: lebenslängliches Zuchthaus“ prägten die Versammlungen. Herkömmliche politische Parolen fehlten.

Erschienen in arranca! #44

Griechenland nach den Streiks

Interview mit Dhimitris Tsikanos, Mitglied des Athener Verwaltungsrats der Gewerkschaft Metall.

Erschienen in arranca! #0

Die Entdeckung des Eigensinns

Anmerkungen zur Geschichte der Militanten Untersuchung

In den langen 1950er Jahren wurde in vielen westeuropäischen Ländern eine alte Marx‘sche Vorhersage zur Realität: Der Anteil der Lohnarbeiter_innen an den Arbeitenden stieg auf einen historischen Höhepunkt, die große Mehrheit lebte vom Verkauf der eigenen Arbeitskraft. Doch der Proletarisierung folgte keine Politisierung im Sinne der traditionellen Parteien und Gewerkschaften, die aus der Zweiten und Dritten Internationale hervorgegangen waren. Überall schien die Arbeiterklasse sich mehr für die neuen Konsummöglichkeiten und das individuelle Fortkommen zu interessieren als für die Revolution. Immer deutlicher wurde, wie die Hoffnung auf die Fabrik als ‚Organisatorin der Massen’ sich nicht erfüllen würde. Die Rebellion, die am Ende des Jahrzehnts auch die Fabriken und Büros ergriff, war vielmehr ein Aufstand gegen die Arbeit einschließlich ihrer stark entfremdeten und hierarchischen Organisationen.

Erschienen in arranca! #39

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