Alter

Give me a break!

Bruch und Kontinuität in linken Biographien

Momentaufnahme dieser Tage in Europa: Frankreich, Stéphane Hessel, 94 Jahre alt, Autor der Broschüre „Empört Euch“, Widerstandskämpfer der Résistance, ruft die Jugendlichen Europas auf zu widerstehen. „Wir, die Veteranen der Widerstandsbewegungen und der Kampfgruppen des freien Frankreich, rufen die Jungen auf, das geistige und moralische Erbe der Résistance, ihre Ideale mit neuem Leben zu erfüllen und weiterzugeben.“ In Spanien nehmen Tausende von prekarisierten Jugendlichen seine Ideen auf und besetzen zentrale Plätze. In Griechenland unterstützen die Ikonen des antifaschistischen Widerstandes Mikis Theodorakis und Manolis Glezos den militanten Kampf der Bürger_innen des Ortes Keratea gegen eine Mülldeponie. In diesen alten Männern lebt die Flamme des antifaschistischen Widerstandes, offenbart sich dessen geschichtliche Bedeutung und eröffnet den Horizont, dass ein Leben in Opposition möglich ist. Und in Deutschland?

Erschienen in arranca! #44

Lebendige Milieus und unheimliche Fragen

Interview mit Gabi Bauer, Friederike Habermann und Vassilis Tsianos

¿Könnt ihr kurz erzählen, seit wann ihr in politischen Gruppen und Bewegungen aktiv seid und welche das im Laufe der Jahre waren?

Gabi: Ich habe mich Anfang der 1970er Jahre im Kommunistischen Bund (KB) organisiert und war dort bis zu dessen Auflösung. Erst war ich in einer Stadtteilgruppe und dann in meiner Betriebsarbeitszeit in der Betriebsgruppe organisiert. Die Stadtteilarbeit hat neben dem Zeitungsverkauf auch Wohnungs- und Sozialpolitik beinhaltet und die Betriebsarbeit brachte die Gewerkschaftsarbeit mit sich. Nachdem ich aus dem Betrieb raus bin, habe ich im Verlag des KB gearbeitet. Die politische Arbeit war sehr an Kampagnenpolitik orientiert. Wir haben damals nicht nur große Demonstrationen (mit)organisiert, sondern auch große Soli-Veranstaltungen mit internationalen Bewegungen. Kaum vorstellbar für heute, die Hamburger Messehallen voll zu bekommen, wenn es um die Solidarität mit bewaffneten Befreiungsbewegungen geht. Mein politischer Zusammenhang war dann die Antirepressionsgruppe im KB. So etwas wie Anti-AKW, Antifa, § 218 oder Bunte Liste lief natürlich alles parallel. Heute arbeite ich immer noch in der Redaktionsgruppe von analyse+kritik mit.

Erschienen in arranca! #44

arranca! #43: Bodycheck und linker Haken

Editorial

Am Ende kam es anders als erwartet. Körper sind permanent Bewertungen und Normierungen ausgesetzt, sind Sammelbecken von Klassen- und Geschlechtssozialisation und von Rassifizierungsprozessen. Körper sind aber auch Orte des Widerstands – so hatten wir im Call for Papers Körperperspektiven geschrieben. Wir haben natürlich nicht wirklich geglaubt, die progressive Körperpraxis geliefert zu bekommen (wenn auch in naiv-stillen Momenten ganz heimlich darauf gehofft) und den Leser_innen damit klare Wege aus allen Dilemmata präsentieren zu können. Bemerkenswert ist aber doch, dass von den (überraschend) vielen und (wie gewohnt) interessanten Artikelvorschlägen sich die meisten auf einen Körper als beschränkende, begrenzende und aus-grenzende Instanz beziehen. Zu den Potentialen und Ressourcen des Körpers, zu Widerstandsmöglichkeiten durch den Körper – kaum ein Wort.

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Subject: Heterogene Lebenswelten

Links sein heißt jung sein – zumindest in der undogmatischen sozialen Linken in Deutschland. Politikformen und -routinen sind nicht mit Lebensverläufen kompatibel, die Berufstätigkeit und Kinder einschließen – um nur zwei Dinge zu nennen, die die Lebenszeiten und -inhalte vieler AktivistInnen der Generation 30+ prägen. FelS ist 1991 mit dem Anspruch angetreten, später nicht zur Jugendsünde zu werden. Man sollte in dieser Gruppe alt werden können.

Erschienen in arranca! #33

Editorial

Wir sehen heute ganz schön müde – man könnte fast sagen „alt“ – aus, so mit Fleischbrillen um die Augen, während wir hier sitzen an einem sonnigen Sonntag Ende Oktober und statt einer Runde Nordic Walking, wie es uns unsere Krankenkassen empfehlen, die übrig gebliebenen Cocktaildekorationen aus Weingummi essen und diskutieren, ob „rotgrün“ groß oder klein, mit oder ohne Bindestrich geschrieben wird. Wir befinden uns in der Schlussredaktion der 33. Ausgabe der arranca!, deren baldiges Erscheinen wir gestern mit einer rauschenden Pre-Release-Party gefeiert haben. Vereinzelt haben wir auch ordentlich lange durchgehalten. Apropos durchhalten: Einige von uns halten ja schon weit mehr als drei Jahrzehnte durch. Als gestern beispielsweise gegen drei Uhr AC/DC aufgespielt wurde, haben es die drei Frauen auf der Tanzfläche auf ein Gesamtalter von 111 Jahren gebracht. Ihr wisst nicht, ob ihr „Wow!“ oder „wie peinlich!“ denken sollt. Macht nichts: Ihr habt jetzt die Möglichkeit, das auf den folgenden 64 Seiten für euch zu klären.

Erschienen in arranca! #33

Fit in die Kiste

Vom Alter(n) als Scheitern

»Die Anti-Ageing-(R)evolution. Das Handbuch zum Aufhalten und Umkehren des Alterungsprozesses«; »Gewöhnen Sie sich das Altern ab! Das mentale Anti-Ageing-Training«; »Fit in die Kiste: Die Basismethode«; »Die Kunst der Selbstverjüngung. Ganzheitliches Anti-Aging«; »Power Ageing. Länger leben, später altern – jetzt handeln!«; »Koch dich jung! Einfache Rezepte mit den 15 Anti-Aging Stars«; »Geheimnisse ewiger Jugend: Anti-Aging – für ein gesundes, glückliches und langes Leben«; »Der Psychocoach: Anti-Aging – Warum es so einfach ist, jung zu bleiben! Mit Starthilfe-CD«;

Erschienen in arranca! #40

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