Schwerpunkt

...denn das ist die Lehre aus der DDR

Gespräch mit Tina und ihr Trupp, die 1989 zwischen 2 und 16 Jahre alt waren, über Politisierungsprozesse, Organisierung in der IL, Utopien und darüber, was die Sozialisation im Osten mit dem Ganzen zu tun hat

Erschienen in arranca! #49

Kommt ihr mit in den Alltag?

Eine praktische Kritik an der Interventionistischen Linken und ein Mutmacher zum Andersmachen

Zwei Genoss*innen fragten sich in der arranca!#48, »warum wir neben der Arbeit in Basisinitiativen noch eine IL brauchen« . Wir wussten es im Sommer 2014 auch nicht mehr – und sind deshalb nach sieben Jahren aus der Interventionistischen Linken (IL) ausgetreten. Klar, die IL ist stark darin, Demonstrationen zu organisieren, Bündnisse zu schmieden oder medienwirksame Aktionen durchzuführen. Beim Anbahnen und Führen sozialer Kämpfe rund um Wohnraum, Arbeit und Prekarität stand sie uns allerdings eher im Weg. Wir waren hauptsächlich damit beschäftigt, Gremien zu besetzen, Bündnistreffen zu besuchen, bei Demonstrationen und Kampagnenzu unterstützen, Projekte anderer Arbeits- und Ortsgruppen abzunicken und eigene Projekte im Plenum zu präsentieren. Soziale Kämpfe wurden zu einer Nebenbeschäftigung. Was dsan1 in der arranca! #48 vermutet, wurde für uns zur Gewissheit: Wir führen soziale Kämpfe nicht wegen, sondern trotz unserer Mitgliedschaft in der IL. Kosten und Nutzen standen in keinem vernünftigen Verhältnis mehr.

 

Erschienen in arranca! #49

Mehr werden

Thesen für eine populare Strategie der Linken

In dem vorliegenden Text möchten wir die Kernelemente eines linksradikalen Politikverständnisses entwickeln, das wir als populare, hegemonieorientierte Strategie der Linken bezeichnen. Wir sind davon überzeugt, dass eine solche Strategie nicht nur eine Antwort auf die gegenwärtige Konjunktur der Kämpfe in Deutschland geben kann, sondern darüber hinaus auch alslängerfristige strategische Orientierung für die Linke geeignet ist. Mit dem Artikel wollen wireine bestimmte Art, emanzipatorische Politik zu denken und zu praktizieren, zur Diskussion stellen und so einen Beitrag zu den gegenwärtigen Strategie- und Organisierungsdebatten innerhalb der Interventionistischen Linken, aber auch der emanzipatorischen Linken insgesamt leisten.

Erschienen in arranca! #49

Crew Love Is True Love

Ein Erfahrungsbericht über die Grenzerfahrungen innerhalb des eigenen Organisationshorizonts

Ein Erfahrungsbericht über die Grenzerfahrung innerhalb des eigenen Organisationshorizonts oder aber die Begründung, warum mensch plötzlich alles stehen und liegen lassen sollte.

Was das alles bringen soll? Diese Frage ist mir nicht nur in den letzten Monaten immer wieder begegnet, sondern auch in all den Jahren meiner Organisationserfahrung. Eine theoretische Antwort zu geben, fiel mir nie schwer, doch über den wirklichen praktischen Nutzen berichten konnte ich bisher nicht. All dies änderte sich mit dem 9. September 2015. An diesem Tag änderte sich für die Interventionistische Linke Lübeck fast alles, als die ersten Transit-Geflüchteten den Lübecker Bahnhof erreichten.

 

Erschienen in arranca! #49

Die Fehler der Linken und ihre Überwindung

Die auf Cuba lebende Chilenin Marta Harnecker ist eigentlich nicht das, was man normalerweise als undogmatische Linke bezeichnen würde. Harnecker hat sich selber immer als Marxistin-Leninistin begriffen, die cubanische Revolution bedingungslos verteidigt und sich von den realsozialistischen Staaten nie prinzipiell losgesagt. Ihre Bedeutung für die revolutionäre, nicht an der UdSSR orientierte Linke Lateinamerikas war dennoch immer immens groß. Harnecker hat mit fast allen wichtigen revolutionären Bewegungen in den letzten 15 Jahren Projekte realisiert. Von ihr stammen mehrere Interviewbroschüren mit den unterschiedlichen Organisationen der FMLN, ein Buch über die uruguayische Frente Amplio, in der fast alle Führer der Koalition zu Wort kommen, zwei Bücher über die legale (UP und A Luchar) und die illegale Linke (UCELN) Kolumbiens, sie sprach mit der guatemaltekischen URNG und den SandinistInnen.

Erschienen in arranca! #5

Das Unsichtbare sichtbar machen

Queer*feministische Perspektiven auf Organisierung

Feminismus hat eine lange politische Tradition. Er setzt da an, wo Frauen* aus dem gesellschaftlichen Leben und der Öffentlichkeit ausgegrenzt werden und materieller Abhängigkeit und sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind. Feminismus hinterfragt eine homogene Klassenidentität, die ausblendet, dass es vergeschlechtlichte, unbezahlte Formen von Arbeit gibt, die „ganz natürlich“ Abhängigkeiten und Hierarchien erzeugen. Gemeinsam ist queeren und feministischen Ansätzen, unsichtbare gesellschaftliche Verhältnisse sichtbar zu machen. Sie sind der alltägliche Widerstand und Kampf um das Öffentliche und begreifen Politik als ein Feld, das nicht vom Leben abgekoppelt ist. Während Feminismus eine Notwendigkeit im Hier und Jetzt ist, bietet der queer*feministische Ansatz darüber hinaus die konkrete Utopie jenseits der gesellschaftlichen Regeln zur biologischen Zweigeschlechtlichkeit. Queere Ansätze hinterfragen die Basis, auf der geschlechtliche Unterdrückung überhaupt passieren kann. Wie werden Geschlechter gemacht? Wen schließen sie aus? Wie kann die starre Ordnung der Zweigeschlechtlichkeit unterlaufen werden?

Der queere Ansatz ist für uns eine aktiv eingreifende Methode, scheinbare Selbst-verständlichkeiten in alltäglichen Praktiken zu demontieren und darüber hinaus ein analytisches Werkzeug, um die kapitalistische Logik dahinter auseinander zu nehmen. Das ist unser gesamtgesellschaftliches Bemühen, aber auch unser Bestreben in der Organisierung zur Interventionistischen Linken (IL ).

Erschienen in arranca! #48

„Was wir wollen, ist kein Witz..."

Organisierungsansätze im Feld sozialer Reproduktion

Am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg steht seit Mai 2012 eine kleine Holzhütte, die das Stadtbild verändert hat. Seitdem die Mieter_innengemeinschaft Kotti & Co ihrem Protest gegen die Politik im sozialen Wohnungsbau einen permanenten und allem voran öffentlichen Ort gegeben hat, trifft sich hier die direkte und erweiterte Nachbarschaft zum Diskutieren, Tee trinken, Reden, Filme schauen und vielem mehr. Mit dem Gecekondu (türkische Bezeichnung für eine informelle Siedlung) ist so nicht nur ein neuer politischer Raum entstanden, an dem zuvor individuell wahrgenommene Probleme als gemeinsame verstanden und bearbeitet wurden. Als die Miete stieg, waren immer mehr der Alt-Eingesessenen lautlos weggezogen. Nun wurde der „politische Wille“ für die Festlegung einer Mietobergrenze eingeklagt. Gleichzeitig öffnete sich mit dem Gecekondu auch ein sozialer Raum, der die Begegnung unterschiedlicher Menschen und Erfahrungen befördert, die gewöhnlich durch eine Vielzahl an sozialen Spaltungen getrennt bleiben. Was wir an Kotti & Co – im Bewusstsein der unzähligen Hürden und Widersprüche – spannend finden, ist die Artikulation und Politisierung bestimmter Bedürfnisse, die hier stattgefunden hat. Sie ermöglichen die Verschränkung der beiden Dimensionen – der politischen und der sozialen – nicht nur, sondern wurden auch durch sie ermöglicht. Denn jene Bedürfnisse, die wir hier meinen, sind Teil eines Aushandlungsprozesses, der die Anerkennung verschiedener gesellschaftlich zugewiesener Positionen umfasst und daher im eigentlichen Sinn solidarisch ist. Und diesen Prozess sehen wir durch den Aufbau von Vertrauensbeziehungen gestärkt.

Erschienen in arranca! #48

Interventionistische Politik im Osten

Prisma, Juri und ihr Verhältnis zur IL

In der radikalen Linken wird – anders als im Rest der Gesellschaft – wenig über das Ost-West-Verhältnis in der BRD diskutiert. Wenn überhaupt, begegnet man der Diskussion über „rassistische Verhältnisse im Osten“. Hierbei werden gerade von der interventionistischen Strömung die Fehler der ostdeutschen linksradikalen Strukturen beziehungsweise das Fehlen dieser Strukturen beklagt. Eine Auseinandersetzung über die Bedingungen interventionistischer linksradikaler Politik im „Osten“ 25 Jahre nach der Wende steht aber aus. Dies drückt sich auch im Mangel an Gruppen der Interventionistischen Linken (IL) aus. Andere linksradikale Strömungen sind da in der Diskussion ein wenig weiter, wie etwa der Artikel Vorwärts und nicht vergessen von David Schweiger aus der Phase 2 #48 zeigt. Dieser erläutert vieles zur Sozialisierung und Geschichte der ostdeutschen linksradikalen Politik ausführlicher, als es uns hier möglich sein wird. Seine Absage an interventionistische Politik teilen wir aber natürlich nicht. Wir wollen in diesem Artikel die Bedingungen und Möglichkeiten einer interventionistischen Linken im Osten anhand unserer Erfahrungen in Sachsen und Thüringen näher betrachten. 

 

Erschienen in arranca! #48

Im Gespräch mit Müstereklerimiz

Das folgende Interview mit dem Istanbuler Netzwerk Müstereklerimiz führten und bearbeiteten Aktivist*innen der Gruppe d.i.s.s.i.d.e.n.t. als Teilnehmer*innen einer Delegationsreise des Europäischen Rats für Frieden und Demokratie (ABDEM) zu den Kommunalwahlen in der Türkei im März 2014. 

¿Zu Beginn würden wir gerne wissen, wie Müstereklerimiz begonnen hat, was die Grundlage dieses Organisierungsprozesses ist, und wofür euer Name eigentlich steht?

Im Oktober 2009 fanden die Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Istanbul statt und wir gründeten ein kleines Netzwerk mit dem Namen ResIstanbul. Wir wollten nicht nur gegen das Gipfeltreffen protestieren, sondern auch verschiedene Gruppen zusammenbringen und vernetzen. Beteiligt waren unter anderem Gruppen, die zum Thema Urbane Transformation arbeiteten, Gruppen aus der Ökologiebewegung und Initiativen, die sich mit dem Thema Prekarität beschäftigten.



Erschienen in arranca! #48

Von Füchsen und Kichererbsen

Organisierung in der "Gewerkschaft der Selbständigen"

Kennt Ihr das? Kaum steckt man in einer festen Beziehung, leidet der Kontakt zu den etwas entfernteren Freund*innen und Bekannten. So ging uns das mit dem IL -Prozess. Vor lauter Vereinigungsstress haben wir einige unserer alten Weggefährt*innen, die derInterventionistischen Linken noch nie etwas abgewinnen konnten, in den letzten drei Jahren leider sträflich vernachlässigt. So haben wir nur aus dem Augenwinkel mitbekommen, dass in unserem näheren politischen Umfeld durchaus auch andere Antworten auf die derzeit allgegenwärtige „Organisierungsfrage“ gefunden werden als die unsere. Vor der Organisierungsausgabe der arranca! war das für uns Grund genug, endlich mal wieder nach Hamburg zu fahren und bei unseren alten Euromayday-Genoss*innen Effi und Frank nachzufragen, was es mit der jüngst gegründeten Gewerberaum-Genossenschaft fux auf sich hat, die im letzten Winter ein Kasernenareal mitten in Hamburg Altona gekauft hat.

Erschienen in arranca! #48

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