¿In welchem politischen Klima entstand 1988/89 die Idee, mit Antifasist Gençlik (Antifaschistische Jugend) eine eigenständige ImmigrantInnenselbstorganisierung aufzubauen?
Antwort: In der Zeit verschärften sich die rassistischen Angriffe in Berlin. In Charlottenburg hatten z.B. Hooligans nach einem Spiel ein Baby aus einem Kinderwagen genommen, um damit Fußball zu spielen, was uns besonders erschreckte.
Sowieso gab es seit 1983/84 in Spandau, Wedding, aber auch in Kreuzberg immer wieder Parolen wie "Ausländer raus" auf Wänden zu lesen. Dazu kam 1988 die Wahl der Republikaner ins Abgeordnetenhaus. Das war der Grund, warum wir, einige ältere Immigranten, uns organisiert haben. Nachdem wir 6 Monate unabhängig von deutschen Gruppen oder anderen türkischen Linken in Kreuzberg aktiv gewesen waren, haben wir uns im Verlauf des Jahres 1989 an türkische und kurdische Linke gerichtet und gesagt, sie sollten sich mit uns als Immigranten in Deutschland organisieren. Das hieß, sie sollten weiterhin in ihren Organisationen zur Situation in ihrem Land arbeiten, aber daneben als Einzelpersonen Ali oder Ahmet auch in unserer parteiunabhängigen Gruppe mitmachen. Zur gleichen Zeit erfuhren wir, daß es in Neukölln und Wedding unabhängig von uns ähnliche Initiativen gab. Mit denen haben wir uns 1989 zusammengeschlossen und uns den gemeinsamen Namen Antifasist Gençlik gegeben.