Schwerpunkt

Özgür Gündem. Zeitung machen gegen den Tod

Portrait einer türkisch-kurdischen Zeitung

Wenn mensch die Situation im türkischen Staat betrachtet, entsteht der Eindruck, daß es beim Zeitungsmachen eigentlich nur ein Problem gibt: Überleben.

Erschienen in arranca! #2

Egin Euskadi ta Askatasuna

Die Stimme der Unabhängigkeit Euskadis

Die baskische linke Tageszeitung Egin ist ein ungewöhnliches Blatt. Am Wochenende umfaßt der Sportteil 20 Seiten, die Titelseiten sind farbig, die Fernsehbeilage steht den Funkzeitschrif­ten in der BRD nicht viel nach: Multico­lor posieren Don Johnson oder die Lebensretter von South Beach. Daneben allerdings steht die letzte ETA-Erklärung im Wortlaut, findet man auf der Mei­nungsseite eine Diskussion über Femi­nismus zwischen HB-nahen und autono­men Feministinnen oder beschreiben in der Jugendbeilage zwei 18-jährige aus der Proletenstadt Orereta, wie sie die letzten 2 Jahre im Knast verbracht haben. Nach 16 Seiten eines durchaus konventionell gehaltenen Lokalteils folgt eine ganzseitige Reportage über die Situation von afrikanischen Immigran­tinnen in Madrid oder über einen Land­arbeiterstreik in Andalusien. Und auf den Politikseiten geht es sowohl um die neue Regierungserklärung von Minister­präsident Gonzalez als auch um eine Schulreform.

Erschienen in arranca! #2

taz und Radio 100

Interview mit Anton von Ex-Radio 100 und Imma, Ex-taz

Radio 100 ging am 1. März 1987 zum ersten Mal auf Sendung. Das Radio wurde zur Stimme für fast alle irgendwie oppositionellen Kräfte in der Stadt von den Immigran­tinnen über Alternative zur popkulturellen Linken, von Kulturfreaks, Lesben und Schwulen bishin zur linksradikalen "Szene". Gleichzeitig begonnen die internen Auseinandersetzun­gen um die politische Linie des Radios, und die Geldprobleme. Nach mehreren harten Finanzkrisen war das Radio 1991 praktisch pleite. Durch eine Soli-Kampagne und einen neuen Finanzierungsplan konnte der Zusammenbruch jedoch abgewendet werden, bis in einem —eigentlich schon gar nicht mehr kritischen Augenblick- der Geschäftsführer Timme Konkurs anmeldete. Dahinter stand die Differenz Timmes zu dem seiner Meinung nach zu linken Konzept des Senders. Wenige Wochen danach erhielt das französische Unter­nehmen NRJ für einen neuen Sender „Energy" die Frequenz. Seitdem ist Berlin weitge­hend radiofrei, Hitparaden beherrschen den Äther.

 Die taz dagegen überlebte zwar, aber änderte deutlich ihr Gesicht. Die Zeitung, die als Basisprojekt für eine links-grün-alternative Sammelbewegung entstand, geriet schnell an die Grenzen des Betroffenenjournalismus. Die basisorientierten Strukturen - lokale Unterstützergruppen sollten noch dem anfänglichen Konzept die Berichterstattung aus den Städten machen und als politisches Korrektiv dienen - funktionierten nicht. Berichte waren schlecht geschrieben, kamen zu spät oder gar nicht. Aufgrund dieser Erfahrungen mit der politi­schen Basis, aber auch als Ausdruck politischer Veränderungen strebte eine sich institutio­nalisierende Redaktion nach rechts. 1984 schließlich verbannte das Zeitungsprojekt konse­quent-linke Inhalte weitgehend aus ihren Seiten. Zwar war das Blatt nie so eindeutig links, wie es im Rückblick erscheint - die soziale Frage besaß für die taz beispielsweise nie soviel Bedeutung wie die eher mittelstandsorientierten sozialen Bewegungen -, aber ein Rechtsruck ist dennoch unverkennbar.

Erschienen in arranca! #2

davor

Cpt.Kirk&Reformhölle

Wer hier wohnt, kämpft im Rhythmus und dann. Wer Muskeln nutzt, erfindet Geld. Und fließt im Rhythmus und dann, der macht aus Gegenstand Geld, die ganze Erde wird blank.

Erschienen in arranca! #2

Dokumentation

Das Zeltlager in Seeheim 1972

Der hier folgende, aus dem "Sozialistischen Jahrbuch 5" entnommene Text von 1972 be-schreibt die politische Arbeit eines sozialistischen Kollektivs in einem Ferienzeltlager von 14- bis 18-Jährigen. Die Verfasserinnen stellen sowohl ihre Erfahrungen während des Sommer-camps, - die Politisierung und das Handeln der Jugendlichen, das Verhältnis zwischen den Betreuerinnen und den Kids - als auch ihr pädagogisches Konzept dar. Sie vermitteln, daß in dem Ferienlager kollektive Lernprozesse gefördert werden können, daß diese von konkreten Erfahrungen/Handlungen ausgehen müssen, daß Betreuerinnen und Jugendliche ein gleich-berechtigtes Verhältnis entwickeln können, und daß gerade der Konflikt - in diesem Falle mit der Trägerin des Zeltlagers, der SPD-Jugend "Die Falken" - diesen Lernprozeß vorantreibt.

Erschienen in arranca! #1

Lärnen leicht gemacht?

Was passiert auf physiologischer oder biochemischer Ebene beim Lernen?

Gibt es Verstärker oder umgekehrt Bedingungen, die ein Lernen fast unmöglich machen? Wenn ja , können wir diese beeinflussen oder stoßen wir zwangsläufig und automatisch auf unsere „natürlichen Grenzen"? Solche Fragen stellte ich mir zu Beginn: Nach dem Einarbei-ten in das Thema ergaben sich jedoch zwei Schwierigkeiten:

Erschienen in arranca! #1

OstWest

Meine Schule Deine Schule

Sechs Menschen setzten sich zusammen, um Erfahrungen über ihre Schulzeit auszutauschen. Das Interesse an diesem Gespräch ergab sich daraus, daß zwei davon die DDR-Schule besucht hatten, die anderen vier das hinter sich hatten, was jetzt in diesem Land alle Kinder und Jugendlichen mehr oder weniger lange vor sich haben. Aus einer erwarteten Differenz der Erlebnisse wurde ein Gespräch, dessen unterschiedliche Erfahrungswelten sich kaum an den unterschiedlichen Bil¬dungssysthemen festmachen lassen, wohl aber an den Gesellschaftssystemen, deren Repräsentan¬ten und Hervorbringungen jene sind.

Erschienen in arranca! #1

Kontinuität und Bruch

Ein Interview über Seminare, Selbstschulungen und Gruppenprozesse mit FelS

Ein Interview über Seminare, Selbstschulungen und Gruppenprozesse mit FelS

Erschienen in arranca! #1

Haribo macht Kinder froh

Was heißt hier Bildung?

Kindererziehung auf Cuba: Im Alter von 4 Jahren dürfen die Kleinen im Hort aufsagen, daß die „Kommunistische Partei die Avantgarde des Proletariats ist und der Yankee-Imperialismus der Feind der Mensch­heit". Für sie sind es Sprachschablonen, die genauso gut "Der Herr Jesus will, daß du deinen Eltern gehorchst" oder "Haribo macht Kinder froh" lauten könnten.
Daß Bildung in der Geschichte der Linken, vor allem der realsozialistischen, oft als ideologische „Belehrung" mißverstanden worden ist, kann man kaum bestreiten.
Solche Erziehung aber, die antiautoritäre Bewegung hat es vor 25 Jahren schon gesagt, schafft kein Bewußtsein. Worthülsen können ausgetauscht werden, wie in der DDR: Nicht der Imperialismus ist mehr die Bedrohung, ein anderer Buhmann/frau wird schnell gefunden.

Erschienen in arranca! #1

…davor

„Nicht nur die Einsicht in die Abhängigkeit des Einzelnen vom Ganzen ist allein das Wesentliche, sondern ebenso, daß jedes Moment selbst, unabhängig vom Ganzen, das Ganze ist, und das ist das Vertiefen in die Sache.” Die Frage für uns ist, wie lernen wir, was wir brauchen, Genauigkeit ohne Gehorsam, Solidarität, die aus der Erfahrung kommt von Unterdrückung, aber die Situationen, in denen diese geschieht nicht hinbiegt nach der Sehnsucht, nach der Begeisterung an Kämpfen anderer oder/ und der Beruhigung in dem Beifall über die errungenen Erkenntnisse.

Erschienen in arranca! #1

Inhalt abgleichen