Schwerpunkt

Kaffe & Revolution

Erfahrungen eines linken Organisierungsversuchs unter Studierenden

Lange galten die Universitäten als linke Hochburgen und Studierende grundsätzlich als links. Das ist heute anders: Linke Wissenschaftler*innen wurden weitgehend aus dem akademischen Apparat verdrängt, und politisches Bewusstsein und linke Einstellungen unter Studierenden sowie die Bereitschaft zum Engagement haben stark abgenommen. Die Schwäche linker Politik an den Universitäten steht im Gegensatz zu deren zunehmender Bedeutung: Die Studierendenzahl ist sowohl absolut (von 1,8 Mio. im Jahr 2000 auf 2,8 Mio. im Jahr 2015) als auch relativ enorm gestiegen. Der Anteil der Studierenden innerhalb eines Jahrgangs stieg von 33,3 Prozent (2000) auf 58 Prozent (2015). Die Studierenden sind viel weniger die Elite von morgen. Ihr wachsender Anteil an den Lohnabhängigen und die zunehmende Prekarisierung zeigen eine Proletarisierung der Akademiker*innen auf – und andersherum eine Akademisierung des Proletariats.

Erschienen in arranca! #49

Ein politisch denkender Mensch zu sein...

Organisierung und wissenschaftliche Arbeit - eine Collage

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In der Interventionistischen Linken und ihrem Dunstkreis gibt es einige Genoss*innen, die beruflich akademisch tätig sind, sei es durch Unijobs oder als Postgraduierte. Die Frage, wie ihr Wissen aus akademischen und theoretischen Kontexten Organisierung beeinflusst, liegt auf der Hand – manchmal bringen sie ihr theoretisches Wissen in arranca!-Beiträgen ein. Eher selten fragen wir hingegen danach, wie Erfahrungen von Organisierten in einem Wechselverhältnis zur wissenschaftlichen Praxis stehen. Dies haben wir nachgeholt und erkunden so auch, was IL-Aktivist*innen eigentlich so neben ihrer Politarbeit machen und was sie im Berufsleben bewegt.

Erschienen in arranca! #49

Rise Together*

Refugee-Kämpfe, Support und Organisierung in Ӧsterreich

Es gibt hierzulande wohl nur eine Wahl, die politische Prozesse ausreichend reflektiert: die Wahl zum österreichischen Wort des Jahres. Dem Gewinnerwort 2015 „Willkommenskultur“ steht dabei „besondere bauliche Maßnahmen“ als Unwort gegenüber, eine euphemistische Bezeichnung für den kilometerlangen Zaun an der slowenischen Grenze in Spielfeld/Špilje. Doch obwohl dieser vermeintliche Widerspruch in Österreich, wie in vielen anderen Ländern Europas, inzwischen staatspolitische Praxis ist, kommt darin auch eine gesellschaftliche Polarisierung zum Ausdruck, wie sie hierzulande nur selten erlebt wurde. Am Arbeitsplatz, im Seminar, in Schulklassen – den Debatten rund um die Flucht- und Migrationsbewegung konnte man sich spätestens seit September letzten Jahres nicht mehr entziehen. Dabei kam Österreich im langen Sommer der Migration genau genommen nur als Transitland eine herausragende Stellung zu. Die meisten Refugees, die zunächst über Ungarn und dann Slowenien nach Österreich gelangten, reisten direkt nach Norden weiter. Aber auch als Asyl-Raum wurde Österreich im Laufe des Jahres 2015 zunehmend relevanter. Etwa 85000 Menschen stellten einen Antrag auf Asyl, dreimal so viele wie im Vorjahr, und relativ zur Einwohner*innenzahl lag Österreich im EU-Vergleich damit an dritter Stelle.

Erschienen in arranca! #49

Gegenmacht und Doppelherrschaft

Organisierung in San Diego/USA

Ab 2007 schlug die Weltwirtschaftskrise auch in San Diego zu. Der Krise folgten Protestwellen, links in Form von Occupy, rechts in Form der Tea Party. Im Ergebnis aber wurde die Krise vom Herrschaftssystem genutzt: Zur Lösung der Krise des Neoliberalismus wurde ein noch härterer Neoliberalismus propagiert. Nach dem Scheitern der linken Bewegungen ist deswegen eine nüchterne Neubewertung notwendig geworden.

Erschienen in arranca! #49

«J’ai compris que nous luttons pour une même cause»

Interventionistische Linke (IL), est une fusion de groupes de gauche et de personnes de la gauche non dogmatique et émancipatrice. (Fusion de FelS, Avanti et ALB, et autres personnes en 2015). Ils sont actifs dans les luttes antiracistes, féministes et climatiques. Le groupe InterSol travaille sur des thèmes concernant la politique d´asile en Allemagne et les droits des refugiés. Ils travaillent dans deux langues (français-allemand).

Women in Exile travaille à Berlin et en Brandebourg en visitant des « Lager » pour réaliser différents workshops. Cette organisation a été fondée par des femmes refugiées.

Corasol est un petit groupe, spontané et très actif qui fournit soutien moral et politique aux refugiés, par exemple avec la lutte contre « Gutscheine », l´organisation de manifestations ou « Solizimmer ». Ils organisent chaque semaine des réunions en anglais, français et allemand.

¿Comment avez-vous connu votre groupe politique? Avez-vous déjà fait la politique dans vos pays? 

Nana: Je suis a Woman in Exile. Je connais le groupe parce qu´il y a des membres de ce groupe qui sont venus dans notre lager pour nous expliquer ce qu’elles font. Le groupe m´a parlé de leur ligne politique qui était une lute pour les droits des femmes d´asile et des personnes victimes des injustices, je me suis intéressée et j’ai milité. J’ai fait une expérience dans les années 1991, suite à l’arrivée de la démocratie dans mon pay le Cameroun et j’ai perdu beaucoup d’amis et j’ai eu peur, c´est pourquoi j’ai arrêté. 

Erschienen in arranca! #49

Irgendwie funktioniert es, denn wir müssen ja zusammenarbeiten, wenn wir Politik machen wollen!

Die Berliner Ortsgruppe der Interventionistischen Linken (IL) entstand 2015 aus den Gruppen Für eine linke Strömung (FelS), Avanti, Teilen der aufgelösten Antifaschistischen Linken Berlin (ALB) und Einzelpersonen. Sie ist unter anderem in sozialen, antirassistischen, feministischen und Klimakämpfen aktiv. Die Arbeitsgruppe für internationale Solidarität (InterSol-AG) arbeitet zu Themen, die die Asylpolitik der BRD betreffen, insbesondere zu den Rechten von Geflüchteten. Die AG besteht ungefähr zu zwei Dritteln aus Personen mit gesichertem Aufenthaltsstatus und zu einem Drittel aus Geflüchteten mit prekärem Aufenthaltsstatus. Sie arbeitet zweisprachig (deutsch-französisch). 

Women in Exile arbeitet in Berlin und Brandenburg. Die Organisation wurde von geflüchteten Frauen für geflüchtete Frauen gegründet. Frauen aus verschiedenen Ländern arbeiten dort mit. Arbeitsschwerpunkt sind Lagerbesuche. Im Sommer werden Workshops veranstaltet. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat und arbeitet vielsprachig: auf englisch, französisch, deutsch, arabisch, farsi …

Corasol aus Berlin leistet moralische und politisch-praktische Unterstützung für Geflüchtete, zum Beispiel beim Kampf gegen Gutscheine oder bei der Organisation von Demos oder Solizimmern. Es gibt wöchentliche Treffen, die auf drei Sprachen – englisch, französisch und deutsch – abgehalten werden. Erfahrene Mitglieder unterstützen dabei die jüngeren. Corasol ist eine relative kleine und spontane, sehr active politische Gruppe.

 

¿Erzählt mal, wie ihr zu eurer Gruppe gekommen seid? Wart ihr davor schon politisch aktiv?

Nana: Ich bin aktiv bei Women in Exile. Diese Gruppe hat das Lager, in dem ich wohne, besucht und von ihrer Arbeit erzählt. Das war vor vier Monaten, und seitdem habe ich kein Treffen verpasst, nichts kann mich davon abhalten! Die Atmosphäre dort ist im Gegensatz zu der in den Lagern sehr entspannt.

 

Erschienen in arranca! #49

Quo vadis, Blockupy?

Rück- und Ausblick auf eine Kampagne gegen das europäische Krisen- und Grenzregime

Blockupy ist ein für die Linke bedeutsamer Prozess. Nachfolgend werden der Wert von Blockupy skizziert, ein umstrittener Aktionsvorschlag vorgestellt und weitere konkrete Perspektiven aufgezeigt. Mit dem Text wird versucht, einen Diskussionsraum – auch innerhalb der Interventionistischen Linken – wieder zu öffnen. Entstanden ist der Text im Januar 2016 vor dem Blockupy-Ratschlag und nach verschiedenen Gesprächen einiger Genoss*innen der Berliner IL-Krisen AG.

Erschienen in arranca! #49

Mächtig werden in beunruhigenden Zeiten

Die strategische Niederlage des letzten Jahres wirkt in der griechischen Linken immer noch stark nach und hat dort zu verschiedenen Reaktionen geführt: Manche scheinen sich mit oberflächlichen Erklärungen der Geschehnisse zu begnügen und kehren zu den üblichen Denk- und Handlungsmustern zurück; andere spüren die strategische Tiefe der Niederlage und ziehen sich enttäuscht und demoralisiert in sich selbst zurück. Und wieder andere versuchen, von der „Syriza-Erfahrung“ zu lernen und sich zu verändern, um wirkmächtig zu werden und von nun an von echtem Nutzen für die Bevölkerung zu sein. Im Groben sind das die Reaktionsweisen sowohl der Leute, die Syriza verlassen haben, als auch der griechischen Linken insgesamt. Die meisten von uns spüren die Gefahren, die vor uns liegen, aber derzeit sind wir von einer gemeinsamen und machbaren Strategie weit entfernt.

Erschienen in arranca! #49

Anders leben (auch) mit Kind(ern)

Über alternative Familien, Beziehungsmodelle und die Linke

Inspiriert von der Selbstbefragung der Berliner Queer_Feminismus-AG in der IL fanden sich Tim (IL Tübingen), Mila (IL Berlin) und Jana zusammen um ihre Erfahrungen, Abwägungen und Utopien individueller Bedürfnisbefriedigung, alternativer Lebensformen und Reprodukionsarbeit zu diskutieren.

Erschienen in arranca! #49

Die Hegemonie gewinnen

Basisorganisierung von Erwerbslosen und Prekären

Ein Blick auf das jahrelang gleichbleibende Berliner Verhältnis von Arbeitslosenzahlen und offenen Stellen von ca. 412 000 zu 22 000 (2015) bringt uns zu der banalen Erkenntnis, dass es sich bei der Erzählung von arbeitsunwilligen und ungebildeten Arbeitslosen, den Unterschichten-Prolls, nicht um die Realität, sondern um eine Propaganda-Strategie handelt. Die Lüge der faulen Arbeitslosen spielt denjenigen in die Hände, die von zu wenig und zu schlecht bezahlter Arbeit auf der einen und Intensivierung des Arbeitsalltages auf der anderen Seite profitieren. Der Kapitalismus hat sein Wohlstandsversprechen für alle noch nie eingelöst, und seit langem geht es ausschließlich in die entgegengesetzte Richtung. Arbeitslose werden als Reserve gebraucht, die durch ihre bloße Existenzdie Lohnforderungen der Noch-Arbeitenden drücken, verbunden mit der Drohung, dass man jederzeit ersetzt werden kann und sich dann in Armut wiederfindet.

Erschienen in arranca! #49

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